Junge Rotkehlchen haben noch keine roten Federn. Sie sind am Boden gut getarnt. Trotzdem laufen sie Gefahr, von Katzen entdeckt zu werden (Tom Bischof).
Unerfahrene Nesthocker
Die meisten Vögel in Siedlungen und Gärten gehören zu den sogenannten «Nesthockern».
Ihre nackten und blinden Jungen bleiben längere Zeit im Nest, wo sie von den Altvögeln gefüttert und umsorgt werden. Nesthocker sind zum Beispiel Greifvögel, Eulen, Spechte, Segler und alle Singvögel. Bei einigen dieser Arten verlassen die Jungen das Nest manchmal schon, bevor sie richtig fliegen können. Verbreitet ist dies z.B. bei Amseln und anderen Drosseln. So kommt es ab und zu vor, dass wir einen scheinbar verlassenen Jungvogel finden. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme sind diese ungeschickt herumflatternden Jungvögel meistens weder verletzt noch aus dem Nest gefallen, sondern sie halten sich häufig versteckt in ihrer Nestumgebung auf, wo sie von den Eltern weiterhin gefüttert werden. Deshalb wäre es falsch, diese Jungvögel mitzunehmen, zumal ihre Überlebenschancen in menschlicher Ob- hut drastisch kleiner sind und die Auswilderung schwierig ist.
Haben Sie einen verletzten oder kranken Vogel gefunden?
Bitte kontrollieren Sie zuerst, ob der Vogel wirklich verletzt oder krank ist. Jungvögel sind in den ersten Tagen sehr unbeholfen, obwohl sie gesund sind. Tatsächlich verletzte oder kranke Vögel gehören in die Hände von Fachleuten! In Graubünden gibt es 14 Pflegestationen, verteilt über den ganzen Kanton. Die aktuelle Liste finden Sie auf der Webseite der Ornithologischen Arbeitsgruppe Graubünden: https://naturmuseum.gr.ch/de/OAG/Seiten/Pflegestationen.aspx.
Thema Jungvögel Merkblatt: https://www.birdlife.ch/sites/default/files/documents/merkblaetter/MB_Jungvoegel_D_2012.pdf
Katzen und Vögel
Gerade Jungvögel fallen häufig Katzen zum Opfer. Deren Dichte ist im Siedlungsraum sehr hoch und die Vögel sind noch nicht erfahren genug, in einem Lebensraum mit so vielen Beutegreifern zu überleben.
Die Lebensraumqualität hat auf Tierpopulationen zwar einen stärkeren Einfluss als Katzen und andere Beutegreifer. Wenn ein Bestand aber durch verschiedene Faktoren bereits geschwächt ist, können Katzen zum Erlöschen der Population eines ganzen Gebietes beitragen. In Siedlungsräumen mit einer besonders hohen Katzendichte und gleichzeitig einer nicht besonders hohen Lebensraumqualität und weiteren Gefahren wie z.B. vielen Glasscheiben ist es für viele Vogelarten und insbesondere für Reptilien inzwischen schwierig bis unmöglich, zu leben und sich fortzupflanzen.
Rückzugsmöglichkeiten sind wichtig
BirdLife empfiehlt den Wildtieren im Garten genügend Rückzugsmöglichkeiten in Form von Dornenbüschen, Bäumen, Ast- und Steinhaufen zu schaffen (https://www.birdlife.ch/de/content/siedlungsraum). So können Die Vögel geschützte Neststandorte wählen und die Jungvögel finden geschützte Plätze, solange sie nicht gut fliegen können. Neststandorte können zudem vor Katzen geschützt werden (Details siehe Merkblatt).
Eine neue Studie zeigt zudem: Wer täglich einige Minuten mit seiner Katze spielt und ihr fleischhaltiges Futter serviert, kann ihren Jagdtrieb spürbar bremsen.
Merkblatt von BirdLife Schweiz: https://www.birdlife.ch/sites/default/files/documents/mb_katzen_de_2014.pdf
Studie zum Jagdtrieb der Katzen: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960982220318960
Jungvögel lassen sich auch sehr gut in der Natur beobachten. Die Sektionen von BirdLife GR bieten spannende Frühlingserxkursionen. Das Programm aller Sektionen finden Sie hier.